Ursprünglich auf Spanisch veröffentlicht: “Mi amigo el profesor Oya”. Francesc de Carreras. El País.
27 Apr. 2018
Die Überprüfung der Geschichtsbücher könnte uns den Grad der Indoktrination in Katalonien offenbaren.
Francisco Oya ist ein erfahrener Geschichtslehrer in der Sekundarstufe. Darüber hinaus war er viele Jahre lang Mitglied des Vereins «Lehrer für Zweisprachigkeit» und verteidigte in den neunziger Jahren die katalanisch-spanische bilinguale Schule in Katalonien. Ich bin ein alter Freund dieses Historikers, denn in diesen Jahren habe ich mehrere Artikel in EL PAÍS geschrieben, in denen ich die Zweisprachigkeit in der Schule verteidigte, und ich nahm Kontakt zu dieser noch heute aktiven Vereinigung auf, von welcher Francisco Oya Präsident ist. Warum behandle ich Professor Oya heute? Weil er leider sehr aktuell ist.
Tatsächlich haben die Zeitungen dieser letzten Tage – unter ihnen natürlich auch EL PAÍS – berichtet, was im Institut Boscà, einem historischen Lehrzentrum in Barcelona, vorgekommen ist. Die Angelegenheit, abgesehen von persönlichen Vorkommnissen, ist von allgemeinem Interesse um die momentane Situation in Katalonien zu verstehen: die Schutzlosigkeit derjenigen, die berechtigterweise nicht mit dem nationalistischen und pro-unabhängigen Paradigma übereinstimmen, und die Willkür des Handels des Staates obwohl das Dekret, vom Artikel 155 der Verfassung, aktiviert ist.
Francisco Oya wurde in den letzten Wochen mehrfach Opfer von Beleidigungen und Diffamierungen die ihn als Faschist, franquistisch und andere ähnliche Begriffe, welche aktuell genutzt werden.
Dieser Professor, besorgt über die Ausbildung seiner Studenten, verteilte ein ergänzendes Material zum „Handbuch der Geschichte Spaniens“ das von seiner Abteilung für Sozialwissenschaften aufgestellt wurde. Die Voreingenommenheit und geringe Strenge des Buches ist nicht überraschend, da dieses Handbuch von Agustí Alcoberro, Vizepräsident und amtierender Präsident von Òmnium Cultural geschrieben wurde.
In den wenigen Kapiteln, die ich von diesem Buch lesen konnte, finden sich unfassbare historisch abweichende Aussagen. Um diese Information ausgleichen, zu können, hat Oya unter anderem verschiedene historische Texte von Autoren der katalanischen Tradition, wie Prat de la Riba oder Macià, sowie ein Interview mit Stanley Payne, einem bekannten amerikanischen Hispanisten, hinzugefügt. Schwere Fehler, mein Freund Oya, in Katalonien herrscht nur ein universaler Gedanke; die Freiheit der Professur hat seine Grenzen und Sie haben sie überschritten.
Eine Gruppe von Studenten, Sie erahnen welcher Ideologie sie angehören, zeigten Oya beim Direktor des Instituts mit Vorwürfen an. Oya bestreitet diese. Aber der Direktor, der offenbar als Separatist in den Netzwerken sehr aktiv ist, leitete ein Disziplinarverfahren ein und entband ihm vorsorglich von seine Lehrfunktionen. Ein Inspektor der Generalitat, der auch in Netzwerken tätig ist, verfolgt weiterhin aktiv die Akte. Der Artikel 155 bleibt dann in Kraft, aber mit ihrer gewohnten Ineffizienz.
Oya ist aufgrund seiner Ideen ein Experte in „Willkür der Macht“. Ich erinnere mich, dass er mich vor ungefähr 20 Jahren anrief und mich sehen wollte. Ich empfing ihn zu Hause und er erklärte seine Situation. Er hatte sich am Institut für einen Lehrstuhl beworben und absolvierte die Staatliche Prüfung mit der besten Note von allen Absolventen. In diesen Fällen ist es üblich, das der Absolvent das Lehr-Zentrum und die Stelle wählen darf. Stattdessen wurde ihm eine Stelle 60 km von Barcelona, wo er zu diesem Zeitpunkt wohnte, angeboten. Er fragte mich ob ich jemanden vom Erziehungsministerium der Generalitat kannte, der ihm helfen konnte.
Zufällig war der Generaldirektor, der für ihm zuständig war, ein frühere Kollege der PSUC der 70er Jahre, ich rief ihn an und ich erzählte ihm den Fall. Er gab sich sehr erstaunt darüber und sagte, dass so etwas nie vorkommen wurde, dass darum kümmern und mich informieren würde.
Mehrere Wochen vergingen und er antwortete mir nicht. Dann rief ich ihn noch einmal an, und ich sagte ihm in einem entschiedenen Ton, dass ich in der folgenden Woche einen Artikel in EL PAÍS schreiben werde, in dem er den Fall erklärte. Zwei Tage später war die Situation gelöst: Die Abteilung rief Oya an und sie boten ihm an, wie in solchen Fällen üblich, seinen Platz selbst zu wählen.
Heute wird das Rechtssystem in der Öffentlichkeit verachtet, aber seit vielen Jahren wurde sie schon in der in der Stille verletzt. Das Böse kommt von weit her.
Findet in den Klassenzimmern eine Indoktrinierung statt? Selbstverständlich findet sie statt. Allerdings nicht jederzeit und es bleibt auch schwierig zu beweisen. Aber alleine die Überprüfung der Geschichtshandbücher könnte den Grad der Indoktrination offenbaren. Kleine Anekdoten, wie die von Professor Oya Ende der neunziger Jahre, sind aufschlussreich: Sie haben es ihm schwer gemacht, damit er Katalonien verlässt und seinen Platz den katalanischen Taliban zu überlassen, die uns in die aktuelle Situation geführt haben.